«Will etwas Einzigartiges schaffen»

Die Pianistin Anna Merz bringt ihr neues Projekt «Celtic Music & Shanties» auf die Bühne

Für Anna Merz ist Musik wie die Luft, die sie zum Atmen braucht. Deshalb steckt sie viel Herzblut in ihr musikalisches Schaffen. Das ist auch bei ihrem neusten Projekt «Celtic Music & Shanties» nicht anders.

Von Corinne Wiesmann, Zofinger Tagblatt 1. 9. 2010

Leicht angespannt sitzt Anna Merz auf einem Stuhl im Mehrzweckraum der Kantonsschule Zofingen. Mit Argusaugen beobachtet sie die Geschehnisse auf der Bühne. Die Mitglieder der «Zofisingers» proben für die Aufführung der Matinee «Celtic Music & Shanties», das neuste musikalische Projekt von Anna Merz. Hin und wieder erhebt sich diese, schreitet energisch nach vorne, um kleine Korrekturen anzubringen oder den 21-köpfigen Chor zu dirigieren. Hier, bei der kreativen Arbeit mit anderen Musikbegeisterten, ist die engagierte Pianistin voll in ihrem Element, das ist deutlich zu spüren. «Ohne Musik könnte ich nicht leben», sagt die 58-Jährige denn auch. «Das wäre, als würde mir jemand die Luft zum Atmen nehmen.»

Persönlichen Stempel aufdrücken

Ihre Verbundenheit mit der Musik lebt Anna Merz speziell in ihren Projekten aus. Immer wieder bringt sie ihre musikalischen Ideen auf die Bühne. Zuletzt war dies beim Musical «Shut up!» der Kantonsschule Zofingen der Fall. «Jedes Projekt ist anders und bringt neue Herausforderungen mit sich», sagt Anna Merz. Eins, so fügt sie an, haben ihre Projekte jedoch alle gemeinsam: «Ich versuche immer etwas Einzigartiges zu schaffen, aus dem normalen, elitären Denken auszubrechen.» Doch woher nimmt die dreifache Mutter die Ideen für ihre Projekte? «Häufig ist es ein längerer Prozess», erzählt sie. «Ich erlebe, höre oder sehe etwas und daraus entwickelt sich eine Idee.» Manchmal setze sich diese im Kopf fest und komme ihr immer wieder in den Sinn. «Dann merke ich, es ist an der Zeit, mehr daraus zu machen», sagt sie. «Ich hatte auch schon früher Ideen für Projekte», erinnert sich Anna Merz. «Aber ich hatte nicht den Mut, nicht das nötige Selbstvertrauen, um sie auch selbst umzusetzen.» Dies änderte sich nach dem Abschluss ihres Zweitstudiums in Korrepetition und Musiktheater an der Hochschule für Künste in Bern/Biel im Jahre 2003. «Ich begann zu verstehen, das es viel spannender ist, nicht im Dienste von jemand anderem stehen zu müssen und einem Projekt einen persönlichen Stempel aufzudrücken. » Heute ist Anna Merz fasziniert davon, eigene Wege zu gehen. Besonders das Kreieren und Konzipieren rund um eine Idee macht der Musikerin viel Spass. «Es ist interessant zu sehen, was aus einer Idee entstehen kann, wenn man sie reifen lässt», findet sie.

Trotz dem Spass und dem Erfolg, den Anna Merz, die sich selbst als Teamplayerin beschreibt, mit ihren Ideen und Konzepten hat, sie kennt auch die Kehrseite der Medaille. «Hat man mal ein Projekt begonnen, kann man nicht mehr umkehren », sagt sie. «Manchmal ist es richtig harte Arbeit.» Auch die Zofingerin erlebt Tage, an denen sie nicht so motiviert ist. Tage, an denen sie an ihre Grenzen kommt. «Dann muss man halt die Augen zukneifen und da durchgehen. Irgendwann kommt der Spass an der ganzen Sache wieder zurück», ist sie überzeugt.

Keltische Musik aus Irland

Überzeugt ist sie auch von ihrem neuen Projekt «Celtic Music & Shanties». Im Mittelpunkt der Matinee steht das Liederspiel «Tommy’s Gone to Liverpool» mit Seemannsliedern, sogenannten Shanty Songs. Der alte Seebär Tom erzählt darin seine Lebensgeschichte, an deren Ende Traum und Realität in der Schwebe bleiben. Umrahmt werden die Gesänge von keltischer Musik aus Irland und der Bretagne sowie einem walisischen Lied für Frauenchor. Die «Zofisingers» erhalten bei ihren Vorführungen Unterstützung von der irischen Band Crónán, dem Schauspieler Fred Göbel und den beiden Sängerinnen Regula Zimmerli und Cornelia Masciadri. Arrangiert und in szenischen Zusammenhang gestellt wurde das Ganze von Robert Bröckelmann. Die musikalische Leitung obliegt Anna Merz.

Seit dem Frühling proben die «Zofisingers » regelmässig für die Vorführungen der Matinee am 12. September in der Aula des Gemeindeschulhauses Zofingen und am 11. September im Landgasthof Rössli in Augst. Der 21-köpfige Chor ist bunt zusammengewürfelt. Männer und Frauen jeden Alters singen mit. «Die ‹Zofisingers› sind kein Verein, sondern eine Gruppe Menschen, welche sich projektbezogen treffen», erklärt Anna Merz. Die Klavierpädagogin würde sich wünschen, dass alle, die Freude an der Musik haben, die Möglichkeit bekommen, diese auch auszuleben. Oder wie es Anna Merz ausdrückt: «Es wäre schön, wenn sich Musikmachen zu einer Art Breitensport entwickeln würde».