Auch mal die Väter würdigen

Die Pianistin Anna Merz lanciert ein Musikprojekt mit dem Titel «Father's Day». Die Zofinger Pianistin Anna Merz ist nicht nur Musiklehrerin an der Kantonsschule, sondern hat sich auch als Kulturschaffende einen Namen geschaffen. Ihre Musikprojekte ziehen an und strahlen aus. Dieses Jahr soll der Vatertag musikalisch zu Ehren kommen. Wir sprachen mit der Projektleiterin.

Von Klaus Plaar, Zofinger Tagblatt 23.05.2008

Bei uns in der Schweiz führt ja der sogenannte Vatertag ein kümmerliches Dasein. Worauf führen Sie das zurück?

Anna Merz: Das hat einerseits historische und anderseits gesellschaftliche Gründe. Sehen Sie, ich vermisse seit langem die Wertschätzung der Arbeit, welche die Väter für ihre Familien tun. Wir feiern den Muttertag und danken damit unseren Müttern für ihren oft selbstlosen Einsatz im Dienste der Familie. Warum tun wir nicht das Gleiche für unsere Väter?

Auch in Deutschland ist der Vatertag eine Randerscheinung im Feiertagskalender. In Westdeutschland ist es mehr ein Besäufnis mit burschikosen Sprüchen, in Ostdeutschland feiert man den «Herrentag», der schon im Titel wenig mit dem Vatersein zu tun hat. Ist das im englischen Sprachraum anders?

Merz: Ja gewiss, das ist u.a. ein Grund, warum ich dieses Programm lanciert habe: In Amerika und in England wird der Father's Day wie bei uns der Muttertag gefeiert. Die Väter erhalten Blumen, Karten und Schokolade. Häufig ist an diesem Tag ein spezielles Familienprogramm angesagt. Der Feiertag ist in Amerika und England wirtschaftlich wichtig geworden, vor allem die jungen Konsumenten geben viel Geld aus, um ihre Väter zu ehren.

Wollen Sie den Vätern mit Ihrem Programm einen Gefallen tun?

Merz: Ja gewiss - und wir möchten allen Vätern als Dank für ihre Arbeit, wie auch immer diese aussieht, im Dienste der Familie danken!

Ihre Musikprojekte sind ja bekanntermassen von kulturell hochstehender Qualität. Passt das eigentlich zum «Vatertag»?

Merz: Das ist eine interessante Fragestellung! Seit einiger Zeit beschäftigen mich Fragen rund um die Musikausbildung. Als Klavierlehrerin an der Kantonsschule Zofingen habe ich das breite und qualifizierte Kursangebot der Musikschulen der Region schätzen gelernt und mich immer öfter gefragt, was denn mit den jungen begabten Schülern und Schülerinnen geschieht, wenn sie den Schulbetrieb verlassen haben? Musizieren die vielen Ehemaligen weiter? Werden sie zu Musikkonsumenten? Der Gedanke, dass enorm viel musikalisches Potenzial brachliegt, lässt mich nicht los. Drei Projekte mit Erwachsenen sind bis jetzt aus diesen Überlegungen heraus entstanden, an weiteren Ideen mangelt es nicht. Die Programme tragen meine Handschrift, es sind oft unbekannte, aber äusserst reizvolle Kompositionen, welche zur Aufführung gelangen. Diesmal sind es Werke, welche ich im letzten Herbst in England gefunden habe.

Sie sagten, anlässlich Ihres Englandaufenthaltes in Oxford hätten Sie eine Menge «komischer englischer Songs» zu diesem Thema gefunden. Was ist denn daran komisch?

Merz: Diese Cabaretsongs sind schlicht und einfach «funny». Sie handeln von Alltagssituationen und machen sich darüber lustig. Schauen Sie sich den Flyer für den Father's Day an, das ist ein Titelbild eines solchen «komischen» Songs. Er zeigt zwei Männer in Frauenkleidern, im Song machen sich dann die Männer über die Frauen lustig. Ich vermute, dass solche Songs ein spezieller Ausdruck des englischen Humors sind. An der Matinee singen und spielen wir drei dieser Songs. Cornelia Masciadri hat geholfen, sie auch szenisch umzusetzen.

Sie sprechen auch von ganz tollen jazzigen Bearbeitungen von Shakespeares Sonnets, die Sie gefunden haben. Können Sie unserer Leserschaft erklären, worum es in diesen Sonnets geht?

Merz: Thematisch geht es in den Sonnets um Liebe, ja auch um sündenhafte Fantasien. Das Tolle an den Liedern ist der Chorsatz. Das geht vom Unisono in null Komma nichts zur Fünfstimmigkeit und wieder zurück. Ganz kleine Finessen im Arrangement machen das Singen und auch das Hören zum Erlebnis. George Shearing ist ein blinder Jazzpianist. Man spürt das sofort am swingenden Klaviersatz. Meine Begeisterung für die Stücke ist in letzter Zeit eher noch gewachsen. Zum Aufführen sind die Sonnets aber eine echte Herausforderung!

Welches Zielpublikum wollen Sie erreichen?

Merz: Familien, Väter, Mütter, Kinder und Musikliebhaber!

Was würden Sie sagen, welche Message in Ihrem Projekt verborgen ist?

Merz: Gleichberechtigung einmal anders rum ...

Aufführung: Sonntag, 15. Juni, 11 Uhr, Aula Gemeindeschulhaus Zofingen. Vorverkauf: Stadt- und Verkehrsbüro Zofingen (062 745 71 72).